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Das „vernäht und zugeflixt“ – Archiv

Newsletter vom 14.06.2021

Bin wieder daheim

Gestern war es endlich soweit – der langersehnte Blick unter die Folie von Vera und dem Verband von der Hautentnahmestelle am Oberschenkel sollte erfolgen.

Die Zeit zwischen Aufwachen und der Visite wollte einfach nicht vergehen. Koffer packen traute ich mich aber auch noch nicht, da sich keine meiner bisherigen Verletzungen an die vorgegebene Heilungsdauer hielt. Die Zuversicht in meinem Bekanntenkreis war größer als meine eigene und bei mir überwog einfach weiter die Skepsis aufgrund meiner Vorerfahrungen.

Gegen 9:00 kam die zuständige Pflegekraft zu mir und kündigte die Karawane an. „Es geht los!“ schrieb als Nachricht in den Familienchat, denn auch die Familie wartete sehnsüchtig auf den endgültigen Entlassungszeitpunkt, um den Tag (Geburtstag meines Mütterleinchens) planen zu können. Doch dann dauerte es gefühlt eine weitere Ewigkeit bis die Krankenschwester und eine weitere Kollegin den Verbandswechsel in Angriff nahmen.

Zuerst lösten sie das Pflaster am Oberschenkel – autsch autsch autsch. Erst als der Verband auf meine Bitte hin ,nass gemacht wurde, ließen sich die restlichen Pflasterstreifen leichter und schmerzärmer lösen. Zum Vorschein kam eine oberflächliche offene Wunde in Rechteckform, umrandet von einem Hämatom in Batikmuster. Die Krankenschwester desinfizierte die Wunde mit einer kühlen Kompresse. Das tat gut!!!

Dann wurden bei Vera die Systeme abgeschaltet und die Folie mit Schwamm entfernt. Dieses Mal wesentlich schmerzärmer als die VAC-Wechsel zuvor, denn die wasserfeste Folie, die vor der Transplantation für die Spülungen notwendig war, konnte einer einfacheren und hautfreundlicher Folie weichen. Dann war der Blick auf die Wunde mit der Spalthautversorgung frei! Meine erste Frage, ob es für die Entlassung reicht, bejahte die Pflegekraft bevor die Ärztin einen Blick drauf werfen konnte. Die Wochenend-Ärztin war leider sehr in Eile, da ein Notfall angekündigt war und die Visite sich nun verzögerte. Sie dokumentierte nur kurz die Wunde mit einem Foto und vertröstete mich mit der Entlassung auf nachher. Ups! Ich hatte doch noch so viele Fragen und daheim wartete die Family ebenfalls auf ein Zeichen zum Abholen. Doch mehr, dass ich heute entlassen werde, wusste ich in dem Moment auch nicht.

Die beiden Pflegekräfte versorgten die Empfänger- und Spenderstellen mit einem neuen Verband und erklärten mir dabei, wie ich zukünftig selbst in den kommenden Tagen die Wunden verbinden soll. Ein paar Minuten später, viel früher als gedacht, kam die Ärztin zurück und übergab mir den ersehnten Entlassungsbrief. Wir besprachen die ambulante Behandlung und ich konnte alle meine Fragen los werden. Schonung und Ausruhen ist immer noch das höchste Gebot und auch die regelmäßige Wundversorgung in Absprache mit dem Hausarzt. Die Antibiotikatherapie muss noch 3 Tage fortgesetzt werden und bei Bedarf kann ich auch die Schmerzmittel weitereinnehmen. Die Antithrombosespritzen bin ich aber los!!!

Endlich fand ich auch die Zeit und den Mut meine 7 Sachen in den Koffer zu packen, denn mein Mütterleinchen hatte sich bereits auf den Weg gemacht, um mich abzuholen. Sehnsüchtig erwartete ich sie, nach dem Kofferpacken, am Eingang der Station. Endlich öffneten sich die Aufzugstüren und ich realisierte, dass es nun wirklich in die Freiheit geht. Mit selbstgebackenen (von meinem Mütterleinchen) Lemon-Cashew – Cookies , persönlichen Zeilen und einer Spende für die Stationskasse verabschiedete ich mich um 11:00 Uhr von den lieben Helferlein von der Plastischen Chirurgie. Ich habe mich trotz der Umstände und meinen Monstern im Kopf gut aufgehoben gefühlt und kann jedem in einer ähnlichen Situation diese Station aus Überzeugung empfehlen.

Den gestrigen Tag verbrachte ich erstmal in Nürnberg, um das neue Lebensjahr von meinem Mütterleinchen zu begrüßen. Endlich gab es wieder richtigen Kaffee und ne frische Breze für mich, obwohl ich sagen muss, dass das Essen im Krankenhaus sehr gut war (ich hatte schon anderes Krankenhausessen). Später gab´s dann leckeren selbstgebackenen Kuchen und nochmal richtigen Kaffee, so echt mit Koffein und so. Für den Abend bestellte mein Mütterleinchen einen Tisch beim Griechen für die ganze Family und ich genoss mein langersehntes Radler. Seit langem mal wieder bei sommerlichen Temperaturen im Biergarten sitzen – darauf habe ich mich gefreut, seit meine lieben Freunde das gekühlte Bier in ihren Whatsappstatus gestellt hatten.

Heute fand auch schon der erste Verbandswechsel bei meinem Hausarzt statt. Auch morgen habe ich nochmal einen Termin mit ihm, wo er mir einen anderen Verband anlegen will, den ich nicht mehr täglich wechseln muss, um meine gesunde Haut zu schonen. (Dieses Abziehen der Pflaster tut doch ziemlich weh!! ).Doch den muss er erst bestellen und dann darf die kommenden Verbandswechsel selbstständig übernehmen. In 3 Wochen findet nochmal eine Kontrolle in der Plastischen Chirurgie in Erlangen statt und dann war´s dann – außer einer regelmäßigen und lebenslangen Narben- und Hautpflege.

Danke, dass mein Update aus dem Krankenhaus so gut ankam. Irgendwie hat es mir Spaß gemacht, meinen Weg zu dokumentieren und die einzelnen Schritte im Krankenhaus zu erklären. Es tat mir gut, meine Erlebnisse einzusortieren und so meine Monster im Kopf besser im Griff zu behalten. Ich danke auch für die zahlreichen Rückmeldungen und die Anteilnahme an meinen Geschichten frisch aus dem Krankenzimmer der Plastischen Chirurgie. Vielleicht kommen in den nächsten Wochen noch mal ein paar kleinere Updates von mir – also melde dich erstmal nicht ab, wenn du das nicht verpassen willst.

kam(!) Zeit, kam(!) Naht

Sonja und die Monster im Kopf

Kleiner Nachtrag: auf meine Frage, wie viel zu viel Rumlaufen ist, antwortete die Pflegekraft, dass ich das schon merken würde, wenn´s anfängt weh zu tun. Da ich bis dahin keinerlei Schmerzen verspürte, war ich sehr optimistisch was meinen Bewegungsradius betrifft. Doch ich wurde eines besseren belehrt: nur der Weg von der Krankenstation zum Auto und das nachmitttägliche Kaffeetrinken und der Besuch vom Biergarten (zu dem mich mein Bruder gefahren hat, während der Rest der Family die 800m gelaufen ist) sorgte bei mir für solche Schmerzen im Oberschenkel, dass ich freiwillig Schmerzmittel schluckte und mich in die Waagrechte begab. Meine Laufstrecken und- schuhe müssen wohl noch ein bisschen länger auf mich warten.

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