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Das „vernäht und zugeflixt“ – Archiv

Newsletter vom 31.05.2021

Heute war es endlich soweit: ich konnte einen ersten Blick unter den dicken Verband werfen.

Die Aufregung und Anspannung war seit gestern Abend kaum auszuhalten und die Angst vor Schmerzen konnten mir auch die Beteuerung „wir geben Ihnen was gegen die Schmerzen, wenn Sie es brauchen“ der Ärzte und Schwestern nur wenig daran ändern. Geschlafen habe ich dementsprechend schlecht. Bei der morgendlichen Visite konnte ich zum 1. Mal einen Blick aufˋs andere Ende von Vera werfen. Unter dem Verband tauchte eine schwarze Fläche aus Schwamm auf, aus der der Schlauch zu Vera führte.

Der schwarze Schwamm füllt die Wunde komplett aus und dadurch wird der Unterdruck gleichmäßig verteilt. Die darüber liegende Folie sorgt dafür, dass die Wunde luftdicht versiegelt ist und Vera ihre Arbeit ordentlich machen kann und das System in sich geschlossen bleibt.

Nach der Visite wurde das Bein erneut mit einem dicken Verband eingewickelt. Und dann begann das Warten auf den VAC-Wechsel. Niemand konnte mir sagen, wann ich ungefähr an der Reihe bin, denn es sind heute zahlreiche Patienten auf der Station, die mit an unterschiedlichsten Stellen befestigten Veras herumliefen. Ich kam mir vor wie in der Schule, wo es nach Alphabet ging und ich immer aufgrund meines Nachnamens eine der Letzen an der Reihe war. Rumliegen ging irgendwie überhaupt nicht und so zog auf der Station meine Kreise, wie ein Tiger im Käfig. Dabei machte ich interessante Entdeckungen, wie momentan auf meinem Status auf Instagram und Whatsapp zu sehen ist.

Nach dem Mittagessen war es endlich soweit. Ich wollte mich gerade für meinen regelmäßigen Mittagsschlaf zur Seite drehen, als mich ein angehender Arzt zum VAC Wechsel ins Behandlungszimmer brachte. Ich ging ganz offen mit meiner Angst und Anspannung um und so versuchte err mir jeden Schritt den er vorhatte zu erklären. Außerdem war noch eine Praktikantin/Studentin vor Ort, die auch einiges wissen wollte. Bis der behandelnde Stationsarzt eintraf konnte ich einiges in Erfahrung bringen, was auf mich zukam und fühlte mich gut auf die nächsten Schritte vorbereitet.

Als erstes löste der Arzt die Folie rund um den Schwamm. Das ziepte ganz schön, kann ich dir sagen!! Klebefolie auf Haut – autsch! Doch es war auszuhalten und bevor der Arzt den Schwamm entfernte, bekam ich eine ordentliche Portion Lokalanästhetikum (lokale Betäubung) auf und rund um den Schwamm geträufelt . Nach kurzer Einwirkungszeit wurde der Schwamm und die restliche Folie entfernt und gab den Blick auf die Wunde frei.

Uiii – ganz schön tief. Ich konnte den Muskel erkennen und ein kleines Blutgefäß. Äh nicht ich, sondern auf Nachfrage meinerseits musste/durfte die Studentin mir die sichtbaren Strukturen erklären. Ist schon spannend, wie mein Unterschenkel so unter der Oberfläche ausschaut. Irgendwie ganz anders als im Anatomie- oder Biobuch. Der Arzt stillte nochmal die blutung am kleinen sichtbaren Blutgefäß und reinigte die Wunde von alten Blutresten (das dunkle schwarze auf dem Bild). Dann schnitt er den neuen Schwamm auf Größe der Wunde zu, klebte Folie drüber und Vera konnte wieder ihre Arbeit aufnehmen. Schmerzen hatte ich bei der Prozedur wirklich nur beim Folie abziehen und das konnte ich gut aushalten.

Der nächste Wechsel ist so in 3-4 Tagen geplan. Nun weiß ich was auf mich zukommt und beim nächsten Mal werden meine Monster im Kopf hoffentlich auch wieder etwas weniger Chaos im Kopf veranstalten. Das nächste Highlight wird dann die Transplantation sein.


kommt Zeit, kommt Naht
Sonja und die Monster im Kopf

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