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Das „vernäht und zugeflixt“ – Archiv

Newsletter vom 04.06.2021

Heute war ich mal vor dem Wecckdienst wach! Die Nacht war beschissen wie die letzten Tage auch – viele Unterbrechungen und einfach keine Chance zum Durchschlafen.

Wie jeden Tag zog zuerst die Herz-Karawane durch´s Patientenzimmer und bestätigte die Entlassung meiner Zimmerkollegin, die schon auf gepackten Koffern sass und nur noch auf den berühmten Entlassungsbrief wartet (der kam dann erst gegen 11:00) Gleichzeitig kam zu mir der Vampir und wollte mein Blut, sowie die Stationshilfen, die frische Wassergläser und -flaschen verteilten. Ziemlich viele Menschen gleichzeitig in einem Raum – puh.

Kurz darauf kam die Plastiker-Prozession zu mir und verkündete mir, dass mein Op-Termin sich auf Dienstag verschieben wird. Keine Ahnung warum, doch bei Gesprächen mit Mitpatienten stellte sich heraus, dass bei einigen auch eine Terminverschiebung ergeben hat. Laut Oberanführer der heutigen Karawane sollte ich das Frühstück noch genießen und dann würde der VAC-Wechsel bei mir gemacht. Aber der Begriff „nach dem Frühstück“ ist sehr dehnbar und so wurde es 13:30 bis eine Ärztin mit dem Wagen voller Utensilien in meinem Zimmer auftauchte. Heute sollte der Schwammwechsel in meinem Zimmer stattfinden und ich durfte es mir in meinem Bett gemütlich machen. Erst habe ich mir überlegt, ne Live-Übertragung zu machen, habe es dann doch verworfen, denn bei dem „Geziepe“ wäre eine ruhige Kameraführung unmöglich gewesen.

Der Wechsel konnte diesmal ohne Lokalanästhesie durchgeführt werden, da das einzig Schmerzhafte für mich das Runterziehen der Folie ist. Die Wunde selbst schmerzt so gar nicht, da wohl doch ein paar Schmerzrezeptoren flöten gegangen sind. Sollen aber angeblich noch nachwachsen, denn im Moment fühlt sich die Stelle doch noch sehr taub an.

Laut der Ärztin und meiner persönlichen Wundmanagerin zu Hause (ich winke hier mal meinem Mütterleinchen zu) schaut die Wunde „herrlich“ aus. Sie granuliert und so ist es möglch mit Hilfe Spalthaut die Wunde wieder zu verschließen. Es gibt so eine Art Rekonstruktionsleiter, die die Möglichkeiten eines Wundverschluss in aufsteigender Reihenfolge abbildet. Die Spalthaut gehört zu den untersten Stufen und ist somit ein Verfahren, das sehr oft und unkomliziert zum Einsatz kommt. Je höher die Stufen, umso aufwändiger ist die Operation, um eine offene Wunde zu verschließen.

Nach dem VAC-Wechsel übernahm Vera wieder zuverlässig ihren Dienst und ich hatte endlich die Chance in Ruhe zu duschen (Vera und mein Bein mussten zwar draußen bleiben, doch der Rest genoss das Wasser von oben) Ich sag`s dir: es war herrlich und tat nach der langen Zeit echt gut.

Wie diese Spalthauttransplantation bei mir genau abläuft, kann ich noch nicht sagen, da bis jetzt noch niemand da war, um mir die Operation zu erklären. Klar habe ich im Internet schon recherchiert, doch dort ist nur der grobe Ablauf beschrieben, der sehr allgemein gehalten wird. Ich will aber so viel wissen: wo genau wird die Haut entnommen, wo wird das gemacht, brauch ich ne Narkose, darf ich danach laufen/auftreten, wie lange muss ich bleiben usw. Also Fragen über Fragen.

Die Pause auf dem Balkon fiel heute eher kurz aus, da sich für mich zu viele Motzer aufhielten. Gesprächsthema Nr. 1 waren natürlich die verschobenen Op-Termine und das angeblich so furchtbare Essen. Also mir hat’s geschmeckt: Gnocchi mit Spinat

So und nun drück mir die Daumen, dass ich heute das Zimmer für mich alleine habe. Bis jetzt ist der Platz neben mir leer und wenn das so bleibt, besteht eine sehr gute Chance heute Nacht mal durchzuschlafen.


kommt Zeit, kommt Naht
Sonja und die Monster im Kopf

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