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Das „vernäht und zugeflixt“ – Archiv

Newsletter vom 10.06.2021

Hurra die Besuchsregelungen wurden gelockert!

Nach 14 Tagen allein im Krankenhaus bestand heute zum ersten Mal die Möglichkeit von einer vorab bestimmten Person besucht zu werden. Und zwar für eine Stunde pro Tag. Nicht viel – aber nach der langen Zeit eine spürbare Erleichterung für mich. Schon gestern durfte ich deshalb die sogenannte „Besuchserlaubnis“ für mein Mütterleinchen ausfüllen, die dann an der Pforte hinterlegt wurde und dort für die Einlasskontrolle verwendet wird.

Schon morgens freute ich mich mein Mütterleinchen endlich mal wieder live und in Farbe wiederzusehen… und natürlich auch mal fest zu drücken bzw. umärmeln zu lassen.

Nach der Visite bekam ich wieder Besuch vom Vampir, ein Medizinstudent im Praktischen Jahr (kurz PJler), der erneut ein paar Blutröhrchen mit meinem roten Saft füllen musste. Tja, der PJler hatte heute einen harten Kampf mit meinen Venen, die absolut nix hergeben wollten oder sich im letzten Moment wegrollten. 3 Versuche in 3 verschiedene Venen und 3 neue Nadeln brauchte er heute bis seine bereitgestellten bunten Röhrchen ausreichend gefüllt waren. Auch bei meiner Zimmernachbarin klappte es heute nicht auf Anhieb. Armer PJler.

Doch bis dahin lief der Stationsalltag erstmal ganz normal weiter: erst zog die Ärzte-Karwane wieder durchˋs Zimmer und während es bei meiner frisch operierten Zimmerkollegin einiges zu besprechen gab, verlief die Visite bei mir kurz und schmerzlos. Die Kontrolle von Vera und meiner Transplantatentnahmestelle vom Oberschenkel blieben ohne Befund (d.h. alles okay) und auch die Frage nach Schmerzen konnte ich weiterhin verneinen. Beide Verbände, also vom Ober- und Unterschenkel werden am Sonntag zum ersten Mal entfernt und wenn darunter alles gut und zufriedenstellend heilt, darf ich nach Hause. Bin ja mal gespannt, wann an einem Sonntag dieser Verbandswechsel überhaupt stattfindet, Letzten Sonntag war es hier ja sehr ruhig.

Kaum war der Vampir aus dem Zimmer draussen, da kam die Krankenschwester mit einer neuen Antibiotikadosis in der Infusionsflasche rein und hängte meine linke Hand an die Kette … äh Schlauch. Damit auch alles durch meine angepiekste Vene in den Körper kommt, musste ich dann doch meine Hand eher ruhig halten bis alles durchgelaufen war.

In der Visite teilte der Stationsarzt mir mit, dass ich laufen darf, aber nicht zu viel. Nur was bedeutet „nicht zu viel“. Ich habe ja schon mal die Erfahrung gemacht, dass mein Verständnis von Bewegung ein anderes ist, als die Ärzte hier im Krankenhaus sich so vorstellen. Also fragte ich bei der Pflegekraft nochmal genauer nach: ich darf aufstehen, um ins Bad und aufs Klo zu gehen und allerhöchstens einer Runde auf der Station drehen. Sonst soll ich viel im Bett bleiben, um die Anheilung der Haut nicht zu gefährden. Ok, das will ich ja auf keinen Fall und so hob ich mir meinen Stationsrundgang für den Nachmittag auf, wenn mein Besuch vorbei kommt.

Um 14 Uhr war es endlich soweit und da meine Bettnachbarin sich noch von ihrer Op erholte, erwartete ich mein Mütterleinchen direkt am Stationseingang. Mein behandelnder Stationsarzt freut sich mit mir, dass ich endlich Besuch bekomme und noch mehr als ich ihm mitteilen konnte, dass ich wirklich keinerlei Schmerzen verspüre. Auch er ist schon gespannt, wie die Wunde ausschaut, die sich noch unter Vera´s Schwamm versteckt. Er hatte mich damals zuerst untersucht, als ich meinen Vorstellungstermin in der Ambulanz hatte.

Endlich öffneten sich die Aufzugstüren und mein Mütterleinchen kam mir mit 2 großen Kaffeebechern (also richtgiger Kaffee!) entgegegen. Ich sagte im Stationszimmer Bescheid und mein Mütterleinchen und ich zogen uns auf den anfangs leeren Balkon zurück, wo wir endlich die Masken abnehmen durften und uns endlich mal umarmen konnten. Die Stunde ging mit Kaffee und leckeren selbstgebackenen Keksen sehr schnell vorbei und ich fand es sehr nett vom Pflegepersonal, dass sie mir diesmal auf dem Balkon die 2. Dosis Antibiotika angehängt haben und wir beide weiter draußen bleiben durften. Im Zimmer, wwie im gesamten Innenbereicht herrscht nämlich weiter Maskenpflicht und damit lassen sich Kekse ganz schlecht essen. Und so konnte meine Zimmerkollegin sich auch ohne Störung von Besuchern und ohne Maske weiter ausruhen.

Wie gesagt, die Stunde ging sehr schnell vorbei, doch der Gedanke, dass es am Sonntag wahrscheinlich heimgeht, machte den Abschied jetzt nicht so schwer. Bin ja auch schon groß 😀 😀

Viel wird heute auch nicht mehr passieren: die Zeit vertreibe ich mir weiterhin mit Newsletter schreiben, Laufvideos auf Youtube gucken oder in Laufzeitschriften blättern. Mit meiner Zimmerkollegin verstehe ich mich glücklicherweise sehr gut und sobald sie wieder dazu in der Lage ist, werden uns die Gesprächsthemen nicht ausgehen. Das Rezept für die heutigen Kekse stammte übrigens von ihr und mein Mütterleinchen hat diese leckeren Dinger gleich nachgebacken und mitgebracht. Einfach mmhhh!!

Die Nacht und ich werden wohl keine Freunde mehr, denn ohne Notfallmedis lief auch schon vor dem Klinikaufenthalt nix. Das Problem an den Bonus-Drogen ist halt, dass sie bei mir viel länger wirken, als die Nacht Stunden hat. Es ist halt ne Sache von Prioritäten und Abwägung von Vor- und Nachteilen einer Sedierung (runterfahren meines Systems und der Aufmerksamkeit)

Mit Unterstützung durch Vera liegt es nun an meinem Körper, die Einheilung des Transplantats zu vollziehen. Ich werde ihn mit Vitaminen, allen Nährstoffen (d.h. ausreichend Essen) und Schonung dabei helfen – mehr kann ich gerade nicht tun.


kommt Zeit, kommt Naht
Sonja und die Monster im Kopf

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