Jetzt habe ich schon lange nicht mehr an meinem Blog weitergeschrieben und vielleicht hat der eine oder andere von euch schon auf einen neuen Beitrag gewartet.
Dass ich nichts neues veröffentlicht habe, lag aber weniger daran, dass es nichts mehr zu berichten gibt, sondern eher, dass viel zu viele Themen in meinem Kopf herumspuken und mich meine Monster im Kopf mit dem daraus entstehenden Chaos ganz schön auf Trab hielten. Außerdem gibt es in mir einen Anspruch, meinen Lesern ein Ergebnis oder zumindest wichtige Erkenntnisse zu präsentieren – doch dies funktionierte in der letzten Zeit bei mir nicht und deshalb lasse ich euch nun an meiner Suche nach Antworten teilhaben.
Durch den bis jetzt einzigen Termin bei der Traumatherpeutin ploppten in mir viele Fragezeichen auf und ich verbrachte sehr viel Zeit im Internet, um Antworten auf meine mich quälenden Fragen zu suchen und teilweise auch zu finden. Theoretisch könnte ich natürlich auch meine Behandler bitten, mir einiges zu erkären, doch es ist Ferien- und Urlaubszeit und das bedeutete für mich eine Therapiepause von einigen Wochen. Und so recherchiere ich für mich im Internet und notiere mir die noch offenen Fragen, die ich bei der nächsten Therapie anprechen werde.
Thema Trauma
Seit dem die Traumatherapeutin meine Symptome einer Traumafolgestörung zugeordnet hat, kreisen meine Gedanken um das Thema Trauma. Viele informationen und Erklärungen entdeckte ich auf der Homepage Traumaheilung und auf den Seiten der Gesellschaft für Psychotraumatologie, sowie auf Blogs und Foren von anderen Betroffenen.
Bei meinen Recherchen erkannte ich mich zwar in vielen Symptombeschreibungen (vgl. letzter Blogbeitrag) wieder, doch die Frage nach dem traumaauslösenden Ereignis konnte ich bisher für mich noch nicht klären. In meinem Leben gab es einige belastende Ereignisse, doch ob diese bei mir eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), also die typische Traumafolgestörung, ausgelöst haben, kann ich wohl nur mit Hilfe eines/r Fachfrau/-manns im Rahmen einer Traumadiagnostik klären. Die bei mir bisher diagnostizierten psychischen Störungen, wie z.B. Depressionen, Angststörungen, Anpassungsstörung und dissoziativen Störungen können ebenfalls in einem belastenden Lebensereignis bzw. traumatischen Erlebnis begründet sein und fallen dann somit auch in die Kategorie „Traumafolgestörungen“. Das bedeutet, nicht nur eine PTBS kann infolge eines Traumas auftreten, sondern auch andere psychische Störungen. Doch für viele Kliniken ist zwingend eine diagnostizierte PTBS nötig, um an einer spezifischen Traumatherapie teilnehmen zu können…
Thema Klinikaufenthalt
Die Traumatherapeutin empfahl mir beim ersten Termin erstmal einen Klinikaufenthalt mit dem Ziel Stabilisierung und auf Nachfrage meiner Ergotherapeutin schlug sie mir auch einige in Frage kommenden Kliniken für eine stationäre Behandlung vor, die ich mir mal näher anschauen konnte.
Jede Klinik stellt im Internet ihr Konzept und ihre Behandlungsstrategien meist sehr anschaulich dar und auch die nötigen Vorausetzungen für eine Kostenübernahme durch den zuständigen Versicherungsträger werden ausführlich erläutert. Und genau diese zuständigen Kostenträger lassen meine Monster im Kopf Amok laufen.
Meine Erfahrungen mit diesen sogenannten Kostenträgern, wie Krankenkasse und Rentenversicherung, fallen laut Aussage meiner Behandlung schon unter den Begriff „Behördentrauma“ (keine offizielle Diagnose 😉 ). Ich beziehe ja momentan eine Erwebsminderungsrente, die zeitlich befristet ist und so kann in meinem Fall sowohl die Rentenversicherung, als auch die Krankenkasse für die Kosten einer stationären Psychotherapie zuständig sein. Allein der Gedanke daran, dass sich die beiden Versicherungen erneut die ihre Zuständigkeit von sich weisen und ihren Streit auf meinem Rücken austragen, blockiert mich diesen Schritt anzugehen. Ich weiß aber auch, dass mich mein Arzt, die Therapeuten dabei unterstützen werden.
Die Auswahl einer passenden Klinik hängt aber nicht nur von meinem Wunsch oder der Empfehlung meines Arztes ab, sondern auch von den ewiglangen Wartezeiten bis zu einer Aufnahme, die schon mal mehrere Monate betragen kann. Leider versuchen dann oft die Kostenträger die Patienten in eine Klinik abzuschieben, die zwar kürzere Wartezeiten hat, aber nicht die Behandlung bietet, die der Patient zusammen mit seinem Arzt ausgewählt hat. Klar, legt man dann Widerspruch ein, doch auch das kostet wieder Zeit und Nerven.
Auch ein mehrwöchiger stationärer Aufenthalt ansich, lässt meine Monster und mich unruhig werden. Da dies meine 3. stationäre Therapie in einer Klinik wäre, habe ich eine Ahnung welche Anstrengungen auf mich zukommen werden: neue Therapeuten, neue Ärzte, neue Mitpatienten, fremde Umgebung, Fragebögen, Diagnostik, Gespräche, Rahmenbedingen, usw….und all das macht mir Angst. Gerade die Fragen nach meinen bisherigen Therapieerfahrungen und -ergebnissen verursachen immer noch Bauchschmerzen. Ich weiß aber auch, dass dies nötig ist, um wieder neue Fortschritte machen zu können.
Thema abgebrochene Psychotherapie
Genau diese Fragen nach der vergangenen Therapie verusachen in meinem Kopf auch unabhängig vom potentiellen Klinikaufenthalt einen unerbittlichen Gedankenflipper. Es ist immer noch so vieles für mich ungeklärt und es fällt mir sehr schwer dieses Thema abzuschließen. Viele Fragen kann nur die ehemalige Therapeutin beantworten und die schweigt beharrlich. Der Versuch per Mail einige Antworten zu bekommen ist gescheitert und nun habe ich ihr ein (offizielles) Schreiben mit meinen, für mich offenen Fragen, zukommen lassen und hoffe nun, dass sie mir dieses beantwortet. Dieses komplette Ignoriertwerden schmerzt sehr, denn wenn ich wenigstens eine Begründung für dieses Nichtbeantworten meiner Fragen erhalten hätte, könnte ich vielleicht besser damit umgehen. Ich hoffe, ich finde mit Hilfe einer neuen Therapie eine Möglichkeit mit diesem Thema endlich abschließen zu können, denn „einfach nicht mehr dran denken“ funktioniert nicht.
Thema Medikamente
Um mit meinen Symptomen besser klar zu kommen, nehme ich seit Jahren Psychopharmaka (siehe hier) und bis jetzt war es auch kein Problem mit dem Rezept von meinem Arzt den Nachschub aus der Apotheke zu holen. Zwar war dies manchmal erst am Folgetag oder mit Vorbestellung möglich, doch in der Regel durfte ich sie zeitnah in Empfang nehmen, sobald sich die Tabletten in der Schachtel zur Neige gingen.
Doch vor 2 Wochen teilte mir der Apotheker nach einem Blick in seinen Computer mit, dass mein langjähriges Medikament nicht mehr lieferbar ist. Ich traute meinen Ohren nicht und auf meinen ungläubigen Blick hin, erklärte mir der Apotheker, dass der Hersteller Lieferschwierigkeiten hat und das Medikament ebenfalls bei allen Großhändlern nicht mehr verfügbar ist. Ich war geschockt und auf meine Frage, was ich denn jetzt tun sollte, zuckte er erst mit den Achseln und tippte dann nochmals wild auf der Tastatur seines Computers herum. Nach einer für mich gefühlten Ewigkeit mit Kopfschütteln, Gemurmel und Stirnrunzeln, verschwand der Apotheker hinter die Kulissen und kam mit einer kleinen Medikamentenpackung zurück. Es war mein verschriebenes Medikament in einer geringeren Dosierung und nach Rücksprache mit meinem Arzt, durfte er es mir aushändigen mit dem Hinweis, davon die doppelte Menge zu nehmen.
Mein Blick auf die Anzahl der Tabletten verriet mir, dass diese Packung gerade mal 3 Wochen reichen wird und so machte ich mich auf den Weg zur Praxis meines Arztes. Mit großer Angst schilderte ich der Praxismitarbeiterin mein Erlebnis in der Apotheke und sie versprach mir, meinen Arzt zu informieren und ich sollte mich kurz bevor das Medikament aufgebraucht ist, wieder melden. Auf meine Frage, was passiert, wenn es dann immer noch nicht lieferbar ist, konnte sie mir keine Antwort geben, aber sie vermutete, dass ich dann ein neues, ein anderes Medikament bekäme. Mein Arzt selbst hatte an diesem Tag leider keinen freien Termin für mich, da das Wartezimmer voll mit anderen Patienten war, die ebenfalls dringend die Hilfe und Unterstützung eines Arztes benötigten (Ärztemangel – ein Thema für sich).
In meinem Kopf herrschte also großes Chaos als ich den Weg nach Hause antrat und bei dem Gedanken an eine Medikamentenumstellung schossen mir voll Panik die Tränen in die Augen. Diese drohende Medikamentenumstellung triggert meine Monster im Kopf und projeziieren in den unpassenden Momenten die Bilder und Gefühle meiner Erlebnisse mit Psychopharmaka auf meine innere Kinoleinwand.
Gerade bei Psychopharmaka ist es nicht leicht, das passende Medikament zu finden und ganz oft ist es ein Ausprobieren verschiedener Wirkstoffe und Dosierungen, bis die gewünschte Wirkung eintritt. Und das kann manchmal Wochen dauern, da die bisherigen Medikamente erstmal ausgeschlichen, d.h. schrittweise reduziert, werden müssen bevor ein anderer Wirkstoff ausprobiert werden kann. Oft dauert es dann mehrere Wochen bis das neue Medikament seine Wirkung entfalten kann – dazu kommen dann die Nebenwirkungen, die in der Anfangsphase eines neuen Psychopharmaka schon mal auftreten und schlimmstenfalls aber auch eine Unverträglichkeit des Medikaments anzeigen. Meine eigenen Erfahrungen mit Medikamenteneinstellung reichen von keiner Wirkung, über Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Mundtrockenheit, Appetitlosigkeit, Heisshunger bis hin zu einer schmerzhaften Blasenentleerungsstörung.
Geduld ist gefragt
Bis jetzt kann ich noch nicht sagen, wann und ob ich die Antworten auf meine Fragen bekomme, doch die Urlaubs- und Ferienzeit neigt sich dem Ende zu und der nächste Termin bei meiner Ergotherapeutin kommt näher. Außerdem ist ein weiteres Gespräch mit der Traumatherapeutin geplant, um die Themen Trauma und Klinik nochmal genauer zu betrachten.
Ob meine Medikamente wieder lieferbar sein werden, weiß wahrscheinlich auch nur der Herststeller und die Apotheken raten bis dahin, Medikamente auf Vorrat zu besorgen.
Ich werde also regelmäßig nachfragen, ob irgendwo noch Restbestände meines Medikament gefunden wurden….hahaha. 😀 😀
Diese Unsicherheit, wie es weitergeht, die Angst vor der Zukunft machen mir sehr zu schaffen. Ich merke, dass die Beschäftigung mit diesen Fragen mich viel Kraft kostet und es mir psychisch schlechter geht: Schlafstörungen und nächtliche Heulattacken nehmen wieder zu und die nötige Energie, sich von diesen Grübeleien abzulenken, lässt nach, so dass ich manchmal Tage brauche, um mich auch von schönen Aktivitäten zu erholen, die mir normalerweise sehr gut tun.
Doch meine Entscheidung, dass ich eine neue (Trauma-)Therapie beginnen will, ist getroffen: sie bietet mir einfach eine neue Chance meine Symptome zu behandeln und zu reduzieren. Auch wenn ich mir diesen Weg wahrscheinlich wieder hart erkämpfen muss, mir wieder sicher jede Menge Steine in den Weg gelegt werden und er alles andere als selbstverständlich in unserem sogenannten Hilfesystem ist, werde ich ihn gehen, auch wenn es mich wieder sehr viel Energie kostet!!!
Sonja, du bist eine starke Frau. Bleib an deinen Themen dran mit allen Höhen und Tiefen. Du weisst ja, wenn du mich brauchst, helfe ich Dir gerne und bin für dich da. ❤❤❤❤❤❤❤❤