ich liebe dich auch.
Diese Worte hat mein Opa heute zu mir gesagt – das erste Mal in meinem Leben.
Es sind vielleicht die letzten Tage in seinem langen Leben. Es sind Tage des stückchenweise Abschiednehmen, denn mein Opa, das Familenoberhaupt, wird immer weniger und das nicht nur körperlich.
Das was er gestern noch äußern oder noch selbständig tun konnte, gilt heute nicht mehr. Jeder Tag, an dem ich und/oder meine Mutter bei ihm sind, ist ein neuer Tag – für ihn sowie für uns. – Von außen gesehen, kann ich nicht mehr viel für ihn tun. Es sind Kleinigkeiten, die ihm diese Zeit etwas angenehmer machen – den Kopf oder die Hand halten, beim Trinken unterstützen, wenn er Durst hat , das Fenster auf und zu machen oder ihn auf die andere Seite drehen.
Er tut sich schwer, Wünsche zu äußern und oft ist es ein Raten und ausprobieren, was ihm gerade gut tun könnte. – Wenn ihm etwas nicht gefällt, tut er dies aber sehr deutlich kund.. dieses NEIN erinnert mich stark an kleine Kinder in der Trotz-/Autonomiephase. Aber so weiß ich wenigstens woran ich bei ihm bin und mir hilft seine Rückmeldung doch sehr, auch wenn ich im ersten Moment erschrecke, wenn die sonst sehr leise und schwache Stimme, so bestimmend laut wird.
Immer öfter kullern bei mir die Tränen, wenn ich ihn so klein und irgendwie zerbrechlich vor mir liegen sehe und ich frage mich dann, ob er es mitbekommt. Manchmal scheint er doch ganz weit weg zu sein und in einer anderen früheren Zeit zu leben.
Keine Ahnung, ob er mich persönlich mit diesen Worten „Ich liebe dich auch“ gemeint hat oder ich in dem Moment „nur“ seine Jugendliebe war. Die Vorstellung, dass er doch mich gemeint hat, ist irgendwie schön. Doch egal, wen er da gespürt hat, es war ein kleiner Moment , in dem er zufrieden und glücklich war. Doch er darf jederzeit gehen, wenn er will…einfach einschlafen, ohne sich quälen zu müssen – das wünsche ich ihm.
Einen Tag nach dem ich die Zeilen geschrieben habe, ist mein Opa ganz friedlich eingeschlafen. Mein „Rudlbubf“, ich werde dich nie vergessen und du wirst immer einen Platz an unserer Seite haben.
Den nächsten Schnaps werde ich in Gedenken an dich trinken
„Xundheid“