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Bloggerleben mit Monstern im Kopf

Ursprünglich sollte diese Woche ein Beitrag zum Thema Selbstfürsorge erscheinen, doch anstatt schriftlich hier im Blog darüber zu schreiben, stand für mich eher die praktische Umsetzung an.

plötzlich ist der Akku leer

Gestern, im Gespräch mit meiner Ergotherapeutin, wurde mir mit Tränen in den Augen schlagartig klar, dass ich mir in der letzten Zeit zuviel zugemutet hatte. Nicht nur schlimme, anstrengende oder unangenehmene Erlebnisse können mich überfordern, sondern auch positive und angenehme Situationen.
Die Summe macht´s!
Schlafstörungen, Albträume, vermehrte Ängste und plötzliche Tränenausbrüche bei Kleinigkeiten zeigen mir, dass ich mein seelisches Gleichgewicht nicht mehr Griff habe, sondern es mich.

Deshalb werde ich die nächsten Tage wieder versuchen in meinen Rhythmus zu kommen, mir wieder Zeit für mich alleine zu nehmen (so schön die Zeit mit den lieben Menschen um mich herum auch ist), mir keinen Druck mehr machen, um möglichst viele schöne Erlebnisse in den Tag zu packen (nur weil ich denke, dass ich diese gute Phase so gut wie möglich ausnützen muss)

Blog schreiben hilft mir

So geht´s mir momentan auch mit dem Blog.
Das Aufschreiben der Gedanken tut mir gut und in meinem Kopf sind noch sooo viele Themen, die unbedingt noch verarbeitet und schriftlich fixiert werden sollen. Meine Therapeutin hat mich von an Anfang an gebremst und mir geraten, nur einen Artikel pro Woche zu veröffentlichen und auch nur Themen zu verwenden, die mir leicht fallen und all das Schmerzhafte und Unverarbeitete noch hinten anzustellen.

Doch oft stellte ich erst beim Schreiben fest, dass hinter einem angefangenen Kapitel noch Etwas steckt, dass in mir ein Gefühlschaos auslöst und den Gedankenflipper anschmeisst. So auch beim Thema Selbstfürsorge, das ursprünglich ein positiver Beitrag werden sollte, mir aber beim Schreiben viele unangenehme Erinnerungen verursacht hat. Außerdem muss ich den Beitrag noch kürzen oder in 2 Teile teilen. Durch die Vorgabe meiner Therapeutin, nur einen Artikel pro Woche zu verfassen, drängte sich bei mir der Wunsch (gegen jede Vernunft) auf, möglichst viele Gedanken in einen Blogbeitrag zu pressen. Nicht wirklich schlau – es folgten innerer Druck, Stress und Selbstüberforderung.

Segen und Fluch der Kommentare

Auch die Erwartung, wie der neue Beitrag bei den Lesern ankommt, trug zu meiner inneren Anspannung bei. Die Kommentare und Rückmeldungen tun mir sooo gut, dass ich immer mehr davon wollte. Mein anfängliches Ziel mit dem Blog meine Erlebnisse und Gedanken zu meinem Leben mit Monstern im Kopf, also ein Leben mit psychischen Erkrankungen, aufzuschreiben und damit persönlich Entlastung zu finden, trat plötzlich in den Hintergrund.

Auf einmal wollte ich nur noch verstanden werden, etwas was mir lange Zeit nicht geglückt ist und mit dem Blog änderte sich dies. Ich wollte mehr – ich wollte möglichst viele Menschen erreichen. Menschen, die genauso fühlen wie ich. Aber auch Angehörige, die mit psychischen Erkrankungen noch nicht so viel anfangen können und sich deshalb schwer tun, sich in die Menschen mit einer psychischen Erkrankung einzufühlen.

die anderen Blogger

Vorbild für mich waren andere Blogs, die mehrmals die Woche Beiträge online stellten und so viele Menschen erreichen, etwas in ihrem Umfeld bewirken und mit ihren Beiträgen in der Öffentlichkeit für Veränderungen bei der Stigmatisierung von psychischen Krankheiten sorgen.

Laufen und Natur laden meinen Akku auf

Inzwischen ist mir klar geworden, dass vieles bei mir noch nicht aufgearbeitet ist und ich mit mir und meiner (Trauma-)Therapie eigentlich auch ausgelastet bin. Viele dieser Blogger schreiben schon jahrelang zu diesem Thema, haben teilweise auch eine journalistische oder therapeutische Ausbildung und ein Vergleich mit diesen Bloggern ist mir selbst gegenüber nicht fair.
Das habe ich erkannt – soviel zum Thema Selbstfürsorge 😉

Der Blogbeitrag zum Thema Selbstfürsorge steht deshalb schon in den Startlöchern und wird in den nächsten Wochen veröffentlicht.

3 Gedanken zu „Bloggerleben mit Monstern im Kopf“

  1. Toller Beitrag. Ich finde es gut, dass Du die Handbremse ziehst und für Dich selbst feststellt, dass es Zuviel wird. Erhole Dich gut und dann geht es mit neuer Energie und vielen positiven Gedanken weiter. 👍🍀

  2. Vielen Dank für deinen ehrlichen Beitrag!! Ja, das Bloggen kann eine zweischneidige Sache sein. Und wie gut, dass du das reflektieren kannst! Auch mit einem Beitrag pro Woche erreichst du viele Menschen.
    Und ich wünsche dir, dass du in deinem persönlichen Umfeld ganz oft die beglückende Erfahrung des Gesehenwerdens machen darfst. 🙂

  3. Ich bin wieder sehr beeindruckt über deine ehrliche reflektierende Art wie du schreibst. Geniesse deine Selbstfürsorge. Du bist eine tolle Frau!! Liebe Grüße, Bettina

Schreibt mir hier gerne, was euch zu diesem Beitrag einfällt (Kommentare, Fragen, Anmerkungen) oder auch persönlich per Mail monsterimkopf [at] email. de

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