„Mach doch einfach mal Sport“
Diesen gut gemeinten Ratschlag hat bestimmt jeder Mensch mit einer depressiven Erkrankung schon mal gehört. Doch wie das so ist mit den meisten Ratschlägen, kommen diese bei betroffenen Menschen oft nicht gut an. Sie erzeugen Druck – und Druck ist wirklich das letzte, was ein Mensch mit einer (tiefen) Depression gebrauchen kann. Den Druck macht er sich innerlich schon selbst, weil er genau merkt, dass er so wie er gerade ist, nicht okay ist und dies noch mehr Scham- und Schuldgefühle auslöst. So verursacht ein gutgemeinter Ratschlag oft genau das Gegenteil, er verstärkt die Depression beim Betroffenen.
Jetzt steht natürlich außer Frage, dass Sport helfen kann, Depressionen zu lindern. Dies wurde schon in zahlreichen Studien untersucht und auch das Internet ist voll von Beiträgen, die sich auf diese Studien beziehen und in nichtwissenschaftlicher Sprache, also ohne Fachchinesisch, den Sport bei Depressionen als DIE Therapiemethode schlechthin darstellen. Bei Eingabe der Begriffe „Sport, Depressionen, Therapie“ spuckt die Suchmaschine Google gleich mehrere Millionen Beiträge aus.
Es ist also was dran!
Doch warum fällt es dann Menschen mit Depressionen oft so schwer einfach sportlich loszulegen?
Allein die Symptome dieser Krankheit Depression, wie z.B. Antriebslosigkeit, Kraftlosigkeit, Schlafstörungen, machen es diesen Menschen schwer, sich überhaupt zu irgendwas zu motivieren. Da fällt es oft schon schwer aufzustehen und sich die Zähne zu putzen. Dazu kommen eventuell noch frühere schlechte Erfahrungen mit dem Thema Sport (z.B. Schulsport) oder Sport hat auch vor der Depression noch nie eine Rolle gespielt.
Wie schwer es ist, sich zum Sport zu motivieren, kennen sicher auch Menschen ohne psychische Erkrankung – irgendwas kommt immer der dazwischen (Termine?), ist wichtiger (Familie?) oder wird in dem Moment bevorzugt (Sofa?), als sich zur Bewegung aufzuraffen. All diese Hindernisse kennt ein Mensch mit Depressionen auch, doch bei ihm kommen zusätzlich noch die Symptome der Depression dazu, die es ihm erschweren, sportlich loszulegen. Da ist es egal, dass vom Verstand her klar ist, dass Sport gesundheitsförderlich ist und bei Depressionen helfen kann. Allein mit dem Wissen über die positiven Wirkungen von Sport ist es also nicht getan.
Doch was hilft dann mit dem Sport zu starten?
Eins vorweg: DIE Lösung gibt es nicht! So individuell wie die Betroffenen sind, so unterschiedlich sind auch die Wege zu mehr sportlicher Aktivität. Es gibt so viele verschiedene Sportarten, die einem an Depression erkrankten Menschen zur Bewegung verhelfen können (Radfahren, Klettern, Wandern, Yoga, Krafttraining, Fußball, Tennis….) und es gibt aber sicher auch den Fall, dass keine bestimmte Sportart für den Betroffenen das richtige ist. Für diese Menschen ist es vielleicht ein neues Hobby (Malen, Stricken, Fotografieren, Nähen, Backen, Bauen…) das ihm hilft die Depression zu lindern.
Um herauszufinden, was diesem Menschen gut tut, hilft nur Ausprobieren – und genau bei diesem Ausprobieren können die Mitmenschen des Betroffenen ansetzen, wenn sie dem Menschen mit einer psychischen Erkrankung wirklich helfen wollen.
Doch dazu gehört Vertrauen – der Mensch mit einer psychischen Erkrankung möchte ernst genommen werden, er möchte verstanden werden und sich auch in seiner aktuellen schlechten Verfassung angenommen fühlen. Wer möchte das nicht – doch für einen psychisch Erkrankten ist dies oft lebensnotwendig. Denn oft fühlen sich Menschen mit Depression als eine Belastung für ihre Mitmenschen, was dann auch im Suizid enden kann.
Wie funktioniert Vertrauen:
Vertrauen bedeutet, sich auf jemanden ohne Einschränkungen verlassen können. Damit sich Vertrauen entwickeln kann, reicht es allein nicht aus, dass man möglichst viel Zeit gemeinsam verbringt und hofft, dass das Vertrauen „von alleine“ entsteht. Vertrauen muss wachsen und kann nicht einfach eingefordert werden.
Ansagen wie „Du muss mir einfach mehrvertrauen“ oder „Du kannst mir total vertrauen“ funktionieren nicht. Jeder Versuch, dieses Wachsen von Vertrauen gewaltsam zu beschleunigen, bewirkt das genaue Gegenteil: eine Blockade!. Erzwungenes Vertrauen gibt es nicht.
Aber wie dann? Oft hilft es schon sich selbst zu fragen, was mein Vertrauen in andere Menschen erschüttert oder was andere unterlassen sollten, damit ich ihnen weiter vertrauen kann. Das Vertrauensbrüche, nicht eingehaltene Versprechen und Unterstellungen (vgl. Vorurteile) keine guten Strategien für den Vertrauensaufbau abgeben, dürfte klar sein, oder?
Diese Punkte geben dann schon einen guten Rahmen ab, damit sich gegenseitiges Vertrauen aufbauen
Genau durch dieses Vertrauen in und Verständnis für meine aktuelle Befindlichkeit von einen verständnisvollen Menschen, in einen wirklich guten Freund, war es, was mir den Einstieg in den Laufsport ermöglichte.
Meine Geschichte –
oder wie ich zum Laufen kam
Im Jahr 2005 bin ich zum ersten Mal in eine schwere Depression gerutscht und hatte mich komplett von allem und allen zurückgezogen. Ein Freund war es, der mir einen Weg aus diesem dunklen Loch zeigte und nicht nur das: er ging diesen Weg mit mir zusammen, er lies mich bei meinen ersten Schritten und mit meiner Angst davor nicht allein.
Wir kannten uns schon länger und sind gemeinsam durch einige Höhen und Tiefen gegangen. Er war für mich eine Art Mentor, von dem ich viel lernen konnte, nicht nur fachlich bei unseren gemeinsamen Projekten in der Jugendarbeit, sondern auch menschlich im Umgang mit den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen. Mit der Zeit entwickelte sich eine Freundschaft auch außerhalb unserer Projekte und wir vertrauten uns gegenseitig persönliche Probleme und Erfahrungen an. Ich tat mich damals schon schwer über mich zu reden, tat mich schwer die passenden Worte zu finden, auszudrücken was in mir vorging. Also ich konnte schon reden und erzählen, was meine Tätigkeiten, Erlebnisse, Aktionen betraf, doch diese tiefergehenden Gespräche mit Gefühlen & Co waren mir total fremd. Doch bei diesem Freund spielte das keine Rolle – er erzählte von sich, was in seinem Inneren so vorging, welche Gedanken ihn beschäftigten. Ich hörte zu und lernte dabei viel auch über mich dazu. Ich fühlte mich verstanden und so entstand ein gewisses Vertrauen zwischen uns, das auch ohne viele Worte von meiner Seite funktioniert.
In der Zeit meiner ersten depressiven Phase machten sich viele Menschen Sorgen um mich. Ich sagte immer mehr Verabredungen ab, ging nicht mehr ans Telefon, war auch für meine Freunde nicht mehr erreichbar, da ich meine Wohnungstüre nicht mehr öffnete. Anfangs hörte ich mir noch die gutgemeinten Ratschläge an und schämte mich aber dann so sehr, weil ich die Hilfsangebote nicht umsetzen konnte. Ich verurteilte mich dafür. Meine Freunde wollen mir helfen (daran glaubte ich wirklich), nur ich bin zu blöd, zu doof, zu faul, unfähig diese Hilfe auch anzunehmen. Es lag an mir, davon war ich überzeugt. Das ging dann soweit, dass ich dachte, meine Freunde vor mir, meiner Person, schützen zu müssen, in dem ich mich zurück zog. Die Hilflosigkeit meiner Freunde, mir nicht helfen zu können, ertrug ich nicht mehr und spielte mit dem Gedanken meinem Leben ein Ende zusetze, damit ich niemanden mehr belaste.
Als ich gerade wieder grübelte, wie ich mein Leben am besten beende, tauchte der Freund in meiner Wohnung auf. Ich hatte einen Schlüssel bei ihm deponiert, falls ich mich mal ausgesperrt hätte oder für die Versorgung meiner Pflanzen im Urlaub. Er stand für mich plötzlich neben mir und nahm mich ohne viele Worte einfach in den Arm. Er redete mit mir, doch ich konnte ihm nicht folgen, ich verstand kein Wort, es rauschte nur so in meinem Kopf – doch meine Angst, diese furchtbare Angst vor jedem und allem, eine Angst, die ich nicht verstand und mir nicht erklären konnte, wurde weniger. Ich fühlte mich nicht mehr so allein in meinem ganzen Chaos und spürte, dass er da war, dass er für mich da war.
Dieser Freund holte mich also aus meiner völlig verwahrlosten Wohnung, machte einen Arzttermin für mich aus und begleitete mich zum ersten Termin dorthin. Ich folgte ihm wie in Trance, ich vertraute ihm. Auch beim Arzt selbst fiel es mir sehr schwer zu beschreiben, was mit mir los war, doch ich wurde von dem Freund unterstützt bzw. hatte der im Voraus bereits mit dem Doc gesprochen. Ich erwartete jeden Moment, dass der Arzt sagt, dass ich mich nicht so anstellen soll und ich mich einfach mehr bemühen müsse, positiv zu denken. Doch es kam anders: der Arzt stellte eine Krankheit -eine Depression- fest, verordnete mir Medikamente und schrieb mich gleich für mehre Wochen krank. Wie sollte ich das meinem Arbeitgeber erklären? Doch auch diese Aufgabe übernahm der Freund für mich, genauso die Information meiner Familie über meine aktuelle Situation. Der große Druck, wieder richtig funktionieren zu müssen wurde weniger.
Auch die nächsten Tage war der Freund an meiner Seite, erkundigte sich nach mir und begleitete mich zum Arzt. Langsam verstand ich auch seine Worte wieder und hörte gespannt zu, wenn er von seinen persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Depression erzählte und was für ihn in dieser Zeit hilfreich war. Immer wieder sprach er das Thema „stationäre Therapie“ in einer Klinik an, doch es sollte noch ein paar Jahre dauern, bis ich für einen Klinikaufenthalt offen war. Er drängte mich auch nicht, sondern beschrieb mir die Bausteine seiner Therapie, die ihm am meisten geholfen hatten. Begeistert war er von der Bewegungstherapie, weil er schon immer gerne sportlich unterwegs war. Auch ich habe durch ihn bei unseren gemeinsamen Projekten die unterschiedlichsten Sportarten, wie Mountainbiken, Klettern, Höhlenbefahrung, Snowboarden und Kajakfahren kennen gelernt und daraufhin seine Begeisterung geteilt. Das alles schien momentan so weit weg und unerreichbar für mich zu sein. Ich fühlte mich immer noch sehr kraft- und energielos. Allein der Aufwand und die Vorbereitungen, um diese Sportarten auszuüben, taten sich in meinem Kopf als unüberwindbares Hindernis hervor.
Doch der Freund schaffte es mich zu motivieren, wieder etwas mehr Bewegung, wenn auch erstmal in meinen Gedanken, zuzulassen. Er lud mich ein mit ihm zusammen ein Ziel zu entwickeln. Was möchte ich unbedingt mal machen, wenn ich wieder gesund bin. Anfangs konnte ich mich nicht auf dieses Gedankenexperiment einlassen und wusste einfach nicht, wie das gehen soll. Doch der Freund machte es vor und beschrieb sehr bildhaft und ausführlich, was er sich zum Ziel gesetzt hat. Das klang alles so leicht bei ihm und ich wollte schon mit einem „das kann ich nicht“ aufgeben. Doch mit Hilfe des Freundes entstand auch in meinem Kopf erst ein Wunsch, eine Version und schließlich erste Schritte, wie ich meinem Ziel „Bezwingen des Dolomitenhöhenwegs“ näher komme. Meine Liebe zu den Bergen war wiederentdeckt.
Für die Besteigung der Dolomiten ist eine gewisse Kondition nötig und genau die hatte ich in den letzten Jahren verloren. Der Einstieg ins Berufsleben, der neue Job, die neuen Herausforderungen, haben bei mir den Sport sehr weit in den Hintergrund treten lassen bzw. ich habe mir die Zeit nicht dafür genommen. Aber diese Erkenntnis hatte ich damals noch nicht. Jetzt hätte der Freund sagen können: „du musst einfach mehr Sport machen“ und mich mit dieser Aussage allein stehen lassen können. Ich wäre in meiner Situation und den depressiven Symptomen, damit total überfordert gewesen. Theoretisch war mir schon klar, dass ich für mein Vorhaben meine Ausdauer trainieren musste, doch die praktische Umsetzung, das WIE, fand einfach nicht aus meinem chaotischen Kopf heraus. Meine Gedanken schossen wie Flipperkugeln durcheinander und ich verzettelte mich in Einzelheiten, war wieder 100 Schritte voraus und auch meine Selbstvorwürfe „nichts auf die Reihe zu kriegen“ sorgten für zusätzlichen Druck.
Doch auch bei diesen ersten Schritten war der Freund an meiner Seite. Er verabredete sich mit mir zu unseren ersten gemeinsamen Laufrunde. Außer das Zusammensuchen meiner Sportklamotten (die hatte ich ja noch 😉 ) und einigermaßen pünktlich am vereinbarten Treffpunkt zu sein, musste ich mir um nichts Gedanken machen. Der Freund hatte sich eine passende Strecke ohne Steigungen für meine ersten Laufschritte ausgesucht: es war asphaltierte Runde um das Oberbecken eines Wasserkraftwerks, das für die regelmäßige technische Überwachung auch im Winter regelmäßig geräumt und nachts beleuchtet wird. Also ein perfekter 1,7 km langer Rundkurs, der es uns ermöglichte, auch am 24.12.05, also der Tag meines Starts in meine „Laufkarriere“, unter den bestmöglichsten Bedingungen ins Training einzusteigen.
Der Freund forderte mich auf ganz langsam und locker neben ihm herzulaufen. Das hörte sich leichter an, als es für mich war: immer wieder bremste er mich, weil ich das Tempo anzog und mein Perfektionismus glaubte, dass diese langsame vor sich hin traben, kein richtiges Laufen ist. Ich hatte ständig das Gefühl, dass uns jeden Moment die Spaziergänger auf der anderen Seite vom See mit ihrem Rollator überholen. Diese Gedanken in meinem Kopf sorgten sofort dafür, dass der Druck in mir stieg und ich mich total unzulänglich fühlte. Doch der Freund konnte anscheinend meine Gedanken lesen und erklärte mir, während wir langsam die erste Runde beendeten, dass es heute gar nicht auf die Geschwindigkeit ankommt, sondern einfach mal ein Gefühl für die Bewegung an sich zu entwickeln. Er erläuterte mir sehr anschaulich die Vorteile des langsamen Laufens, so langsam, dass man sich noch mit vollständigen Sätzen unterhalten kann ohne nach einem Sauerstoffzelt zu verlangen. Mir leuchteten seine Erklärungen total ein und ehe ich mich versah, beendeten wir die 2. Runde und das erste Training. Was für ein tolles Gefühl: ich bin knapp über 3 km gelaufen ohne einmal anzuhalten, um zu verschnaufen. Zum ersten Mal nach langer langer Zeit, kam ein Gefühl der Zufriedenheit, vielleicht sogar ein bisschen Stolz bei mir auf. Ich habe etwas geschafft, was ich vor kurzem noch nicht für möglich gehalten habe – und das aus eigener Kraft. Der andere kann „nur“ den passenden Rahmen dafür zur Verfügung stellen und einen dabei begleiten – denn laufen tut man immer selbst, das kann niemand für einen selbst übernehmen.
Natürlich ist es mit einem(!) gemeinsamen Lauf nicht getan, doch die Glut, das erste Glimmen des „Lauffeuers“ war entfacht und nun galt es dran zu bleiben, das kleine Flämmchen nicht ausgehen zu lassen. Und auch bei diesen weiteren Schritten war der Freund für mich da und setzte weitere gemeinsame Trainingseinheiten an. Die Runde um dieses Wasserbecken ist alle 100m mit einem Betonpfosten markiert und so konnte ich verfolgen, wie sich unsere Laufrunde Stück für Stück verlängerte. Während unserer Laufrunde redeten wir über alles mögliche und das Training verging wie im Flug – ohne es zu merken, schaffte ich in kurzer Zeit bereits eine 3 Runde um den See. Meine Stimmung verbesserte sich Stück für Stück und hielt auch nach dem Training länger an, ich freute mich inzwischen sogar auf die gemeinsame Laufrunde. Doch als der Freund aufgrund anderer Verpflichtungen das erste Mal das gemeinsame Training absagen musste, begann ein neuer Abschnitt: werde ich es schaffen, mich so zu motivieren, dass ich die Runde auch allein laufe? Meine Gedanken sorgten erneut für Chaos im Kopf und der Druck in meinem inneren stieg. Aber irgendwo in meinem chaotischen Inneren entstand so etwas wie Ehrgeiz. Ich wollte den Freund nicht enttäuschen, ich wollte ihm zeigen, dass seine ganzen Bemühungen für mich nicht umsonst waren, ich wollte, dass er stolz auf mich ist. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, nutzte meine letzten Energiereserven (Chaos im Kopf benötigt jede Menge Energie) und fuhr zum Hochspeicher. Es war kalt, neblig und kurz vor dem Dunkelwerden, doch das alles konnte mich nicht von meinem Vorhaben abbringen, wenigstens 1 Runde um den Speicher zu drehen. Ich wollte, dass der Freund stolz auf mich ist und so stellte ich mir, während ich so vor mich hin trabte, immer wieder vor, wie ich ihn von dieser erfolgreichen Mission berichte und er mir mit einem „High Five“ und einer festen Umarmung sagt: „Super! Klasse gemacht, Sonja“. Während ich so mit meinen Träumereien in meinem Kopf beschäftigt war, überquerte ich meine Startlinie ein zweites Mal und ehe ich es realisierte, trabte ich bereits die nächste Runde um den Speicher. Mit einem unbeschreiblichen guten Gefühl beendete ich auch diese Runde und fuhr mit einem großen breiten Grinsen im Gesicht nach Hause.
Der Laufvirus hatte mich infiziert!!!
Ich kann heute nicht mehr genau sagen, ob diese von mir so gewünschte Umarmung und das „High Five“ von dem Freund erhalten habe oder nicht (aber wahrscheinlich schon), doch an dieses Gefühl nach dieser ersten Trainingseinheit, die ich alleine ohne Begleitung absolvierte, erinnere ich mich als ob es gestern gewesen ist. Seit dieser Erfahrung am Hochspeicher drehte ich meine Runden allein oder wenn der Freund Zeit hatte auch gemeinsam. Es pendelte sich mit der Zeit eine gewisse Regelmäßigkeit ein: unter der Woche trainierte ich alleine und am Wochenende zusammen mit dem Freund. Mit der Zeit dehnten wir unsere Laufrunden weiter aus und entdeckten gemeinsam neue Laufstrecken außerhalb des Geländes vom Hochspeicher. Auch die Frau des Freundes trainierte inzwischen mit uns und zu dritt machte das Laufen mir noch mehr Spaß, auch wenn ich anfangs Mühe hatte mit den beiden mitzuhalten. Ich fing an meine die nähere Umgebung meiner Wohnung laufend zu entdecken und die Laufstrecken im nahegelegenen Wald, gehören auch heute noch zu meinen regelmäßigen Trainingsrouten. Durch das Laufen eroberte ich mir ein Stück Leben zurück, was die Depression in Beschlag genommen hatte. Das Laufen fiel mir immer leichter, gehörte zu mir und tat mir unwahrscheinlich gut. Es war und ist ein Stück Freiheit, ein Moment in der, die Depression so gut wie keine Chance mehr hat, mich mit ihre Klauen zu erwischen. Leider kann ich nicht den gesamten Tag mit Laufen verbringen, doch das ist eine andere Geschichte 😀 😀
Liebe Sonja, ich habe gerade deine neu verfassten Worte gelesen und bin noch sehr bewegt davon, wie du verstehst so viel Gefühl in den Text zu bekommen. Ich bewundere deine leichte Art, so emotionale Themen so leicht verständlich und präzise zu formulieren, dass jede/r sie verstehen kann.
Bitte teile diese wichtigen Themen stets auf’s Neue mit deinen Lesern. Sie sind so hilfreich für alle, die sich wirklich für diese Themen interessieren. Danke dafür, dass es dich gibt und du uns daran teilhaben lässt. Fühl dich ganz fest gedrückt von B.Tina (du weisst schon, die aus Osterath) 😉
Oh vielen lieben Dank für deine Rückmeldung. Es freut mich wahnsinnig, dass meine Worte bei dir so positiv ankommen. 🤗🤗
So jetzt bin ich überhaupt nicht mehr weggekommen von deinem Post. Es liest sich, als ob ich dies mit dir und deinem Freund miterlebt habe. Wahrscheinlich durch deine früheren Erzählungen. Danke, dass ich mitlesen darf😘😘😘
Erschreckend ist für mich aber die Erkenntnis, Wo war ICH in dieser Zeit?
Wieso habe ICH nicht bemerkt wie schlecht es dir damals ging, erst als mich der Freund anrief.
Irgendetwas hat mich daran gehindert, dass ich aufmerksam und achtsam auf dich und deine Not geworden bin und ich weiss auch nicht, ob ich dich so wahr genommen habe.
Du hast doch funktioniert!!
Oje, ich schäme mich jetzt in Grund und Boden, dass ich dich damals allein gelassen habe 😱😱😱.
Bitte mache dir keine Vorwürfe…. Du konntest mir damals nicht helfen. Wichtig ist doch, dass wir inzwischen viel voneinander ind’s miteinander gelernt haben… diese Situation wird sich nicht mehr wiederholen🤗🤗 fühl dich ganz fest umärmelt 🤗🤗🤗
Vielen lieben Dank für deine Offenheit 🤗🤗👍🏻👍🏻 ich weiß das sehr zu schätzen 😊🤗🤗
Hallo Sonja. Vielen Dank für deinen Link . Du schreibst so ehrlich/authentisch. Es hilft ein bisschen gnädiger mit mir selbst zu sein u auch wieder mehr Verständnis für andere aufzubringen.Beides geht mir doch öfter mal verloren:-( . Das mit dem Freund ist total schön! Und schön, dass es doch immer wieder solche Menschen gibt! Du bist auch einer davon🤗.
Roswita…ich kann das total gut verstehen! Als meine Kinder anfingen , Probleme zu haben u sich Hilfe holten, fragte ich mich auf oft” wo war i c h da???” Ich bin dankbar für die Hilfe , die ich bekam .
Ganz liebe Grüße. Irene
Vielen lieben Dank für deine Worte. Es freut mich wirklich, dass mein Text bei dir so gut ankommt..🤗