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Der Klumpen im Bauch

Die letzten Wochen konnte ich diesen schwer definierbaren Klumpen in meinem Bauch erfolgreich ignorieren und vergessen. Die Zeit in Berlin und in Dänemark mit ihren zahlreichen wunderbaren Erlebnissen ließen meinen Monstern im Kopf keinen Spielraum, diesen unangehmen Klumpen in Erinnerung zurück zu rufen.

Doch seit gestern ist er wieder präsent, mehr als mir lieb ist. Ich schaffe es nicht, meine Monster im Kopf daran zu hindern, mir immer wieder Szenen auf meine innere Leinwand zu projizieren, die ich am liebsten für immer aus meinem Gedächtnis verbannen möchte. Meine Monster finden irgendwie einen mega Gefallen daran, diesen Film, diese Worte, diese Zeit als neuverfilmten Blockbuster immer wieder neu rauszubringen und diesen Horrorfilm in Dauerschleife zu senden, sobald ich ihn ins Archiv legen will.

Monster’s Blockbuster in Dauerschleife

Dieser Klumpen ist spürbar gewachsen als vor fast einem Jahr unüberbrückbare Differenzen zwischen mir und meiner Psychotherapeutin aufgetaucht sind und die schließlich 5 Monate später in einen hilflosen Therapieabbruch meinerseits mündeten. Ich wusste mir nicht mehr zu helfen, da es mir nach jeder Therapiestunde zunehmend schlechter ging. Sämtliche Klärungsversuche meinerseits liefen entweder ins Leere oder trieben mich noch mehr in einen Strudel aus Hilflosigkeit, Ohnmachtsgefühl und dem Gefühl des Nichtverstandenwerdens. In meinen Augen hatte sich die Therapeutin verändert und ich schaffte es nicht mehr, irgendetwas positives zu sehen. Ganz im Gegenteil: Sie machte mir Angst und auch jetzt noch gerate ich in Panik, wenn auch nur die Möglichkeit besteht, ihr irgendwo über den Weg zu laufen.

Ich möchte hier nicht auf Einzelheiten der Therapiegespräche zwischen mir und meiner Therapeutin eingehen, denn vieles davon schmerzt und triggert gewaltig, lässt sich schwer in Worte fassen.

Leider ist der Klumpen im Bauch nun mal da und wird sich wohl auch nicht, laut meiner Ergotherapeutin, so einfach auflösen und verschwinden. Sie rät mir zu einer neuen Psychotherapie, genauer gesagt zu einer Traumatherapie, um die Ursachen und Folgen meines Therapieabbruchs aufzuarbeiten. Worte, wie Retraumatisierung, Fehlbehandlung, Therapiefehler, Überforderung der Therapeutin und ähnliches standen auf einmal im Raum und drangen unerbittlich in mein Ohr, was natürlich meine Monster im Kopf dazu veranlasste, den Gedankenflipper anzuschmeißen und in meinem Bauch wuchs dieser Klumpen. Ein Gefühl, dass da was ist, was raus muss – aber nicht raus kann. Etwas, für das mir (noch?) die Worte fehlen, um es genauer zu beschreiben.

Im Moment kann ich es mir nicht vorstellen erneut eine Therapie zu beginnen. Allein die Suche nach einer/m passenden Therapeutin/Therapeut überfordert mich total: mehrere Therapeuten anrufen, meine Geschichte evtl. mehrmals fremden Menschen erzählen zu müssen, ohne das sie mir weiterhelfen können, Absagen kassieren, usw. sind momentan die Dinge, die mich daran hindern, das Thema „neue Therapie“ in Angriff zu nehmen. Dazu kommt auch noch die Angst, dass es nochmal passiert: die Angst den Therapeuten zu überfordern, die Monster im Kopf nicht optimal unter Kontrolle zu halten und damit erneut der / dem Therapeutin /Therapeut zu schaden. Angst mich nicht verständlich auszudrücken und darauf nicht ernst genommen zu werden. Angst in Schubladen gestopft zu werden, aus denen ich nicht rauskomme…

Der Klumpen im Bauch

Der Klumpen drückt wieder…

Ich versuche mich an die hilfreichen Momente in der Therapie zu erinnern, an die Zeiten in denen mir meine Therapeutin im Kampf gegen die Behörden zur Seite stand und sich von den irrsinnigen Behauptungen, kuriosen Ideen und bitterbösen Briefen der Sozialversicherungen nicht beeindrucken ließ. … es fällt mir gerade schwer, doch irgendwo in meinen Kopf sind sie da, diese Momente, und dafür bin ich meiner Therapeutin auch sehr, wirklich sehr dankbar.

Und schon wieder melden sich die Monster in meinem Kopf: „du bist undankbar“, „wie kann eine Therapeutin dir geschadet haben, die dir so geholfen hat“, „du musst deine Monster einfach besser in den Griff kriegen“, „du bist ein hoffnungsloser Fall, nicht therapiefähig“, „du hast dich halt nicht genug angestrengt, der Therapeutin deine Probleme klar rüber zu bringen.“

Stimmt, bei diesen klar umrissenen Behörden-Problemen konnte sie mir gut helfen, doch mit meinem inneren Chaos durch meine Monster war sie (und ich) total überfordert. Ich tat mich ja auch mega schwer, dieses Chaos in meinem Kopf zu beschreiben und durch die ständigen Schwierigkeiten, die die Sozialversicherungen außerhalb der Therapie verursachten und so wiederholt eine Verschlechterung meines Gesundheitszustand provozierten, kamen wir so gut wie nie dazu, uns um meine Monster im Kopf, sowie die Schwierigkeiten in mir drinnen, zu kümmern.

Doch ich gab nicht auf und versuchte weiterhin, ihr meine Monster und das monsterverursachtende Chaos in meinem Kopf zu erklären, in der Hoffnung dabei auch Hilfe von ihr zu bekommen. Doch dieses für mich belastende Thema schaffte es einfach nicht in die Therapie.

Den leisen ersten Verdacht „ich darf über meine Monster nicht reden“ ignorierte ich, schließlich konnte aufgrund meiner fehlenden Vokabeln ihr mein Problem nicht deutlich und verständlich machen. -so dachte ich – und bemühte mich weiter, von ihr endlich richtig verstanden zu werden, damit sie mir helfen kann.

Meine Bedenken, sie mit meinen Problemen zu nerven oder meine ständigen Erklärungsersuche könnten sie langweilen, verneinte sie und ermunterte mich mit meinen Beschreibungen (oft per Mail) weiter zu machen. Schreiben hilft ihr auch, so teilte sie mir mit. Also schrieb ich ihr weiter, auch um die seltenen und unregelmäßigen Termine bei ihr irgendwie zu überbrücken, da nicht alles, was in der Zwischenzeit passierte, in einen 50min Termin passte.

So verging die Zeit und ich kam überhaupt nicht auf die Idee, dass mit der Therapie und dem ganzen Ablauf etwas nicht stimmt. Selbst als mein näheres Umfeld Bedenken gegen meine Therapeutin äußerte, verteidigte ich sie und ihre Methoden. Schließlich kämpfte sie mit mir und meinem behandelnden Arzt gegen das Schubladendenken der Behörden, indem sie sich nichts vorschreiben liess, die persönliche Auseindersetzung mit den zuständigen Sachbearbeitern nicht scheute, mir dadurch ermöglichte mehr Therapietermine zu nutzen (die ja aufgrund der Eskapaden der Behörden immer wieder nötig wurden), als andere in meinem Umfeld von ihren Therapeuten bekamen, und vermittelte mir so den Eindruck, auf meiner Seite zu sein, also das Wohl der Patientin im Auge zu haben….

Der Klumpen im Bauch macht sich schon wieder bemerkbar

– eine Mischung aus Enttäuschung, Unverständnis, Wut auf mich, Wut auf meine Therapeutin, Angst, Panik, Ungeklärtem, noch mehr Fragezeichen, einem großen Warum, ….

Die Bilder und Emotionen von der letzten gemeinsamen Therapiestunde laufen erneut in mir ab….. diesen wutverzerrten und mich ablehndenen, fast verachtenden, Gesichtsausdruck von ihr werde ich nie vergessen….was habe ich falsch gemacht?!

Das war nicht mehr meine Therapeutin

…….ich wollte weg, nur weg…… schlussendlich hatte ich einen totalen Blackout und weiß bis heute nicht, wie ich nach Hause gekommen bin.

Seit dem habe ich Angst!

Angst vor der Therapeutin….und einer neuen Psychotherapie.

3 Gedanken zu „Der Klumpen im Bauch“

  1. …in eine positive Richtung umzuleiten. Ich wünsche es dir sehr! Ich glaube ganz fest an dich und wnsche dir viel Kraft dafür. Fühle dich ganz fest gedrückt von mir. Deine Bettina

  2. Mein Kommentaranfang ist leider irgendwo im Äther verschütt gegangen. Daher hier mein Versuch, das Wesentliche aus dem Gedächtnis zusammen zu tragen und dir nachzusenden…
    Liebe Sonja,
    vielleicht solltest du momentan einfach mal viele schöne Momente sammeln, um deine Ressourcen wieder aufzufüllen. Wenn die Seele so sehr erschöpft ist, braucht sie viel Zeit, um sich zu regenerieren. Vielleicht ist es einfach noch zu früh für eine Traumatherapie. Sei etwas geduldiger mit dir selbst. Gönne dir Pausen, für schöne Momente und für Momente in denen vielleicht nichts passiert. Hauptsache, sie tun dir gut. Auch dein Blog verlangt einiges von dir ab. Es mag befreiend sein, Puzzleteile aus deinen Monstern im Kopf niederzuschreiben, aber es ist auch sehr anstrengend. Unterschätze das bitte nicht. Ich habe kein Patentrezept. Aber ich glaube, du solltest dir selbst auch Pausen einrichten und vielleicht kannst du negative Verstärkungen versuchen irgendwann in positive Momente umzulenken. Das klingt ziemlich schräg. Ich weiss. Ich kenne dieses „Klumpen im Bauch-Gefühl“ seit sehr langer Zeit in Bezug auf meine Mutter sehr gut. Und unser Bauchgefühl ist auch absolut wichtig für uns! Aber wenn es uns runter zieht, kann es uns vielleicht helfen, wenn wir einen Weg finden, dieses negative Gefühl in einen schönen Moment umzulenken. Das ist wahrscheinlich ein sehr hartes bewusstes Training, aber für mich klingt es so, als wenn es das wert wäre, auszuprobieren. Ich möchte es für mich ausprobieren! Was hältst du davon? Wir können es auch gemeinsam versuchen. (Die Idee habe ich gerade beim Schreiben gehabt. Gut, dass du diesen Blog hast. 😉 Wollte jetzt nicht schlaubergern.)…

    1. Vielen Dank für deine Worte. Leider ist erst jetzt mein Kopf frei genug, um über deine Worte nachzudenken. Irgendwie fühle ich mich durch deine Rückmeldung sehr verstanden und das tut gut. 😘🥰🥰
      Nach dem ich diesen Text geschrieben habe, ging´s mir erstmal besser und der Klumpen war kaum noch spürbar, leider hielt das nicht lange an. Dieser Klumpen ist mal mehr, mal weniger deutlich zu spüren und mir gelingt es nicht, ihn dauerhaft zu ignorieren. Am besten klappt das noch beim Sport oder sonstigen Outdoor-Aktivitäten. Ich finde es eine gute Idee, mit dem Umlenken und ich würde das gerne mit dir gemeinsam versuchen, auch wenn ich mir gerade nicht vorstellen kann, wie das funktioniert mit dem Umlenken. Ganz liebe Grüße 🤗🤗

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